
Interview mit Susanne Steininger, Leiterin des Bereiches Übergangsmanagement Schule – Beruf der MaßArbeit
Frau Steininger, wie hat sich die Berufsorientierung in den Schulen in den vergangenen Jahren entwickelt?
Neben dem normalen Unterricht ist das Thema Berufsorientierung sehr stark in den Fokus gerückt. Besonders freut mich die betriebliche Ausrichtung vieler Aktivitäten und dass Berufsorientierung durch einen neuen Erlass des Landes Niedersachsen ein Querschnittsthema in allen Fächern sein soll. Da ist viel Spielraum für kreative Ideen: im Geschichtsunterricht die Industrialisierung mit einem Traditionsunternehmen der Region zu bearbeiten, macht sicherlich Spaß. Oder den Chemieunterricht mit den Auszubildenden zum Galvaniseur zu gestalten, weckt sicherlich das Interesse der Jugendlichen an MINT Berufen.
Viele Schulen sind bereits sehr aktiv bei der Berufsorientierung. Brauchen sie dann tatsächlich noch die Unterstützung der Servicestelle Schule-Wirtschaft?
Hauptaufgabe von Schule ist Unterricht. Mathe, Deutsch, Englisch… Da fehlt oft die Zeit für aufwendige organisatorische Vorhaben. Die Kooperation zwischen Unternehmen und Schulen ist da leider keine Ausnahme. An diesem Punkt setzt die Servicestelle Schule – Wirtschaft an. Wir unterstützen bei der Ideenfindung, der Zusammenführung von Schulen und Unternehmen und sorgen für eine strukturierte, reflektierte Planung der Ideen der Partner. Einzig die Durchführung liegt bei den Schulen und Unternehmen. Das Drumherum, darum kümmert sich die Servicestelle Schule – Wirtschaft.
Welche Vorteile haben Unternehmen, die mit der Servicestelle zusammen arbeiten?
Unser Ziel ist es, das die Unternehmen ihre zukünftigen Fachkräfte direkt vor Ort in der Schule kennen lernen und frühzeitig an ihr Unternehmen binden. Sozusagen Azubi-Akquise durch Kooperation vor Ort. Wir unterstützen Unternehmen, die sich für eine Zusammenarbeit mit Schulen interessieren bei der Organisation und Kontaktpflege. Für kleinere Betriebe mit weniger Ressourcen im personellen Bereich, sind sicherlich unsere Veranstaltungsformate wie der „Berufsorientierungsparcours B.O.P.“ oder „Talent trifft Ausbildung“ interessant. Mit wenig Aufwand können hier Kontakte zu potentiellen Praktikanten oder Auszubildenden aufgebaut werden. Wir bereiten die Schülerinnen und Schüler auf die Veranstaltung vor und bringen die Unternehmen mit ihren zukünftigen Fachkräften ins Gespräch.
In den vergangenen Jahren hat die Servicestelle Schule-Wirtschaft auch ihr Angebot für Eltern deutlich ausgebaut. Warum dieser Fokus auf die Eltern?
Die Eltern unserer zukünftigen Fachkräfte sind nach wie vor die wichtigsten Ratgeber, wenn es um die Entscheidung für einen Beruf geht. Ich spreche bei unseren Veranstaltungen immer wieder mit Müttern und Vätern: Dabei wurde mir sehr deutlich, dass die Eltern ebenso wie viele der Kinder mit Vielfalt und Schnelligkeit des Ausbildungsmarktes oft überfordert sind. Und das verunsichert sie. Viele Eltern haben das Gefühl, ein weiterer Schulbesuch und ein möglichst hoher Schulabschluss sind der sichere Weg für ihr Kind. Sie wissen vielfach nicht, dass dies Ziel auch über den Abschluss einer Ausbildung erreicht wird. Die Eltern brauchen also genau wie die Jugendlichen möglichst viele Informationen über Ausbildungsberufe und Ausbildungsmöglichkeiten. Und was könnte schöner für Familien sein, als sich gemeinsam schlau zu machen? So bieten wir etwa den Berufsorientierungsparcours auch abends für Eltern und Kinder an.
Was sind die Ziele der Servicestelle Schule-Wirtschaft in den kommenden Jahren?
Neben der bewährten Arbeit haben wir uns zwei Ziele gesetzt: Zum einen wollen wir unser Beratungsangebot zur Azubi-Ansprache für Unternehmen noch weiter ausbauen. Gerade kleinere Unternehmen im ländlichen Raum haben ihre Möglichkeiten der Akquise von Auszubildenden noch lange nicht ausgeschöpft. Da ist viel Luft nach oben und manchmal hilft ja ein kleiner Anstoß von außen. Ein ganz neues Angebot schaffen wir außerdem im Bereich Lehrerfortbildung. Wie kann das Thema Online –Bewerbung im Unterricht umgesetzt werden? Welche außerschulischen Unterstützungsleistungen gibt es und wie kann ich Berufsorientierung als Querschnittsthema in meiner Schule umsetzen? Bei diesen Fragestellungen wollen wir die Lehrenden unterstützen.